HennefHeroes – Das Cosplaydings

Making trifft Cosplay! Jugendliche entwerfen ihre eigenen Kostüme, nähen und gestalten mit Lasercutter und 3D-Drucker. Bei einem professionellem Fotoshooting setzen sie dann ihre Werke in Szene. Der Höhepunkt: Auf der gamescom werden sie zu Stars in ihren selbstgeschaffenen Charakteren.

Autor*innen

art.space: HennefHeroes – Das Cosplaydings: Anna Karina Birkenstock, dasdigidings e.V.

Materialien und Tools

Kostüme
Materialien: Stoffe, Nähzubehör
Tools: Nähmaschinen, Plotter, Bügeleisen, Dampfbürst

Perücken
Matarial: Perücken, Perückenköpfe + Ständer, Kamm, Bürste, Klammern etc. Sprühkleber, Schleifen,
Stecknadeln
Tools: Kreppeisen, Fön

Accessoires / Waffen
Material: Schaumstoff, Spezialkleber, Filament, 3D Filler,
Tools: Werkzeuge, 3D-Drucker, Heißklebepistole, Heißluftfön, Lötstation
Software: Inkscape, Fusion 3D (Student Edition ist kostenlos)

Fotosession
Material: Viel Schwarzer Stoff, Fotolampen, Gute Kamera
Software: Bearbeitungssoftware (wir hatten aus beruflichen Gründen, Lightroom und Photoshop, aber es gibt natürlich auch kostenlose Bearbeitungsprogramme)

Vernissage
Material: Gedruckte Fotoposter (wir haben dm-Fotoservice genutzt), Aufhängung, Evtl. Schneiderpuppen, Beleuchtung, Bewirtung

Zielgruppe

Jugendliche ab 12 Jahren (1:2 – 1:3)

Zeitraum

6 Monate
Bei einem wöchentlichen 1,5 h Angebot
Ergänzt mit Ganztagesworkshops

Voraussetzungen

  • Sehr materialintensiv
  • Gute Planung sein von der Materialbestellung bis zum 3DDruck
  • Braucht in unterschiedlichen Phasen unterschiedliche Expert*innen im Nähen, Perücken frisieren, 3D-Druck, Schaumstoffbearbeitung, Fotografie
  • Ausreichend Räume und Stauraum
  • Hochmotivierte Teilnehmende
  • Nerven aus Stahl der Projektleiter*innen 🙂

Bilder/Videos oä. 

Ihr möchtet noch mehr Fotos, Skizzen und kreative Gedanken sehen? Zum Glück gibt es eine ausführliche Doku! Dafür geht’s hier entlang.

Einführung 

Vorbereitung: Aussuchen der Charaktere, Recherche im Internet

Es empfiehlt sich ein gemeinsamer Online-Server (Dropbox, Nextcloud) in der die Teilnehmenden recherchierte Bilder, Schnittmuster, 2D & §D Modelle ablegenkönnen, auf die auch die Leitung Zugriff hat. Bei der Auswahl schon einmal überlegen: Ist es realistisch, das Kostüm genau so nachzubauen? Cosplayer nehmen es mit der Originalgetreuheit oft sehr ernst, was zu sehr vielen aufwendigen Schritten führen kann („Die Haarschleife hat aber einen Farbverlauf – das müssen wir färben!“). Viele Charaktere haben verschiedene Outfits- hier überlegen, ob es auch eine einfachere Variant gibt. Jeder*r Teilnehmer*in muss dann einen Zeitplan aufstellen, bis wann was geschafft werden muss, hier müssen z.B. Trocknungszeiten und Druckzeiten (3D Druck) beachtet werden.

Praxis 

Teil 1: Schnittmuster erstellen, Stoffe aussuchen, Nähen

  • Zum einfachen Erstellen von Schnittmustern mit Hilfe von Klebeband finden sich zahlreiche Anleitungen im Netz. Wichtig ist hier, separate Räume zu haben, wo die Jugendlichen unter sich
    sein können, um sich auszuziehen!
  • Auch, wenn viele Vorlagen seidig glänzen, empfiehlt sich, besser auf einfache Baumwollstoffe
    zu setzen, da die sich leichter verarbeiten lassen!
  • Stoffe am besten bei Online-Händlern bestellen, um Kosten zu sparen
  • Zum Aufbringen von Mustern eignet sich ein Folien-Plotter

Anmerkung:
Das Nähen von Kostümen ist eine Materialschlacht, die sehr viel Vorkenntnisse erfordert und, wenn man nicht Teilnehmende mit Vorkenntnissen hat, eine 1 zu 1 Betreuung. Wir mussten viele Sonderschichten einlegen und die ehrenamtlichen Helferinnen haben zum Ende Teile mit nach Hause genommen und ohne die Jugendlichen weitergenäht. Viele Cosplay Kostüme sind sehr kompliziert, mit vielen Details, Korsetts, Puffärmeln und Details, die eigentlich nur in der virtuellen Welt richtig sitzen können. Daher würden wir dringend empfehlen, diesen Schritt nur mit sehr erfahrenen und ambitionierten Teilnehmenden zu machen! Wenn wir das Projekt noch einmal anbieten, werden wir die Kostüme in einer preiswerten Variante online bestellen und uns dann darauf konzentrieren, sie auf Figur zu schneidern und zu verschönern.

Teil 2: Perücken stylen

Für die Perücken brauch man unbedingt Styropor Perückenköpfe, die man idealerweise auf ein Stativ (wir
haben einfach Lichtstative genommen) stellt, da die Frisuren oft sehr lang sind. Das Styling einer Perücke dauert 2-3 Stunden und in der Regel ist es einfacher, hier zu zweit zu arbeiten.

Anmerkung:
Hier unbedingt eine mit Perücken erfahrenen Menschen hinzuziehen, der die Grundschritte (Kreppen, Legen) erklärt.

Teil 3: Accessoires

3.1 Arbeiten mit Schaustoff: Rüstungsteile

Das Arbeiten mit Schaumstoff ist eigentlich nicht schwer, allerdings sind die Klebstoffe und Farben teilweise hochgiftig, so dass Schutzmasken benötigt werden und es sich empfiehlt, im Freien zu arbeiten.
Achtung: Trocknungszeiten mit einrechnen!!

3.2 Arbeiten mit 3D Druck: Schmuck und Waffen

Einfachere Bauteile können selbst am Rechner konstruiert werden. Für aufwendige Waffen können Dateien auch im Internet erworben werden.

Achtung: 3D Druck ist zeitaufwendig! Um die Bauteile schön glatt zu bekommen (insbesonder Übergänge bei mehrteiligen Objekten), wird Schleifwerkzeug benötigt und Primer, damit auch Farben auf dem Plastik halten.

Teil 4a: Finale: Besuch der gamescom

Cosplay macht nur Spaß, wenn man sich auch öffentlich präsentieren kann. Daher ist der abschließende Besuch einer Cosplay Convention ein absolutes Muss und gute Motivation für ein solches Projekt!

Regelmäßige Große Cosplay Events:

Ablauf:

  • Gemeinsames Stylen und Schminken (ca. 1,5 Stunden)
  • Fahrt zur gamescom
  • Nach ein paar gemeinsamen Stationen konnten unsere Jugendlichen sich in Zweier-Teams über die Messe bewegen.
  • Aufgabe: Lasst euch möglichst oft fotografieren und finde Kostüm-Zwillinge (sofern welche dort sind)

Fazit des Besuchs:

Der öffentliche Auftritt hat allen Jugendlichen viel Spaß und Selbstbewusstsein gebracht! Die Cosplay Community ist generell sehr offen, nett und hilfsbereit.

Teil 4b: Fotosession

Wir hatten uns auf einen dramatisch-schwarzen Hintergrund geeinigt, ein einfarbiger Hintergrund eignet sich auch, um später Hintergründe digital auszutauschen. Nachdem die erfahrenen Leitungskräfte alles mit dem Team eingerichtet hatten, durften die Jugendlichen die Fotos unter sich machen. Wichtig ist, dass keine neugierigen Fremden in das Fotostudio schauen können!! Dieser geschützte Raum hilft den Teilnehmenden, aus sich herauszugehen und verschiedenste Posen auszuprobieren. Es kann auch Musik dabei laufen.

Teil 5: Vernissage und Abschlusspräsentation

Die Fotos werden als große Poster (60x80cm) präsentiert. Die Veranstaltungen wird von den Jugendlichen geplant und gestaltet. Sie können sich aussuchen, ob sie kostümiert sein möchten oder die Kostüme auf
Schneiderpuppen präsentiert werden. An diesem Tag ist auch Gelegenheit, sich bei allen zusätzlichen Helfenden und Kooperationspartner*innen zu bedanken und sich der lokalen Presse zu präsentieren.

Abschluss und Reflektion

Das Projekt war umfangreicher als geplant. Das Durchhaltevermögen und das Spartenwissen aus den unterschiedlichsten Bereichen, das man für ein Cosplay Kostüm benötigt, ist enorm. Entsprechend steil können die Lernkurve motivierter Teilnehmender sowie das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit steigen.

Wichtig ist vor allem ein gutes Netzwerk an Helfenden zu den einzelnen Themenfeldern so wie die Möglichkeit, an gute Werkzeuge (von der Nähmaschine bis zum 3DDrucker) zu kommen.

Der größte Stolperstein für uns waren die Kostüme, da die Teilnehmenden in diesem Bereich keinerlei Vorkenntnisse hatten und daher eine 1:1-Betreuung benötigten und wir alle Materialien, von der Garnrolle bis zu den Nähmaschinen, erst leihen oder kaufen mussten. Da unser Verein für Making- und Coding Kurse bekannt ist, hatten wir entsprechend auch Teilnehmende, die sich besonders für diese Aspekte interessierten und das Nähen als lästige Pflicht betrachteten. Daher würden wir diesen Teil beim nächsten Mal komplett ausklammern und lieber billige gekaufte Kostüme „aufpeppen“ und uns auf die Making- und Medienkompetenzen konzentrieren. Die Kombination aller Aspekte ist schon eine große Herausforderung.

Interessante Links

Auf YouTube finden sich viel Cosplayer*innen, die genau erklären, wie sie ihre Kostüme herstellen und auch Tipps für Materialien (inkl. Marken und wo man sie bestellen kann) geben.

Hinweis

Die Veröffentlichung unterliegt folgender Lizenz: CC-BY 4.0 fjmk.de