Mit dem Holiday Club Los buenos Bandidos entstand ein Workspace, in dem Kinder und Jugendliche Ideen und Visionen aktionskünstlerisch entwickeln konnten, die ihnen wichtig sind. Das Workspace war eine Mischung aus partizipativ gestalteter Denkfabrik und Studio für Teilnehmende von sechs bis 27 Jahren.
Die Teilnehmer*innen erhielten die Möglichkeit der Sozialraumerkundung und seiner Aneignung, um die Welt um sich herum zu verändern oder mindestens durch Performances und Paper-Art-Forderungen im öffentlichen Raum zu irritieren.
Das Jugendhaus bot den Platz zum Pläneschmieden und sorgte zudem für die Verpflegung und unterhält weiterhin den Instagram-Account, auf dem die Aktionen zusätzlich geteilt wurden. Die Schnittstelle von Kunst, Pädagogik und Medien beinhaltet die kreative Be- und Erarbeitung von Gegenstandsbereichen gesellschaftlicher und ökologischer Realitäten der Teilnehmenden mithilfe von künstlerischen Interventionen, Performances und/oder Medien, wie Foto und Video.
Autor*innen
art.space: Juxbude: Frauke Schomer, Eva Segler
Materialien und Tools
- Papier, Stifte, Mehlkleber, Pinsel
- Pappen, Farben, Tape
- Müllzangen, Eimer
- Haarreifen, Bastelfilz, (Heiß-)Kleber, Federn, Schutzanzüge, Eddings, Tacker
- Paletten, Sitzsäcke, Pflanzen, Deko
- Münzgeld
- Verpflegung
Tools
(Um-)Fragen
Zielgruppe
- Besucher*innen des Jugendhauses
- Stadtteilkinder
- Alle interessierten Adressat*innen Offener Kinder- und Jugendarbeit zwischen sechs und 27 Jahren
Zeitraum
11.-15.10.2022 (Ferien)
Bilder/Videos oä.
Einführung
Die entstehende Akteur*innengruppe wollte durch (aktions-)künstlerische Interventionen die Stadtgesellschaft dafür sensibilisieren, dass Kinder und Jugendliche weder für die Vermüllung im Mindener Stadtbild, noch für die globale Umweltverschmutzung veranwortlich sind. Denn entgegen der landläufigen Meinung, setzen sich bereits Kinder durch Müllsammeln oder dem Bauen von tierfreundlichen Unterschlupfen für den Schutz und den Erhalt unserer Umwelt ein.
So wurde gemeinsam mit Jugendlichen beschlossen, die Waschbären als Symbol für unerwünschte und fremde Eindringlinge in die Sphären und Welten anderer gewählt. Die Waschbären stehen somit als Sinnbild für Kinder und Jugendliche – als unterlegene und weniger machtvolle Gruppe – die als laute und dreckige Störenfriede von Erwachsenen für Unruhe und Verschmutzung im Stadtbild verantwortlich gemacht werden.
Um jene Vorurteile aufzuzeigen, wurde beschlossen, einerseits bunte und laute Aktionskunst partizipativ zu planen und sich andererseits praktisch mit dem Thema Umweltschutz zu befassen sowie den Kindern und Jugendlichen ihre Gestaltungs- und Freiräume in einer für sie (zugangs-)beschränkten Welt aufzuzeigen.
Das gesamte Projekt wurde ergebnisoffen und prozessorientiert konzipiert, um größtmögliche Gestaltungsräume für die Teilnehmer*innen zu ermöglichen.
Der Prozessverlauf wurde mithilfe von Fotos, Videos und Reels sichtbar und greifbar dokumentiert. Auch Zwischenschritte zum Beispiel gemeinsame ästhetische Erfahrungen oder gemeinsame Aushandlungsprozesse wurden digital dargestellt.
Praxis
Tag 1:
- Ideen- und Müllsammeln
Wir haben vormittags unsere Türen respektive unseren Workspace für alle 6 bis 27-Jährigen geöffnet. In der Absicht, dass sowohl alle Interessierten gezielt an unserem partizipativ ausgerichtetem Projekt teilnehmen konnten, aber auch alle Stadtteilkinder und Jugendhausbesucher*innen eingeladen waren, jederzeit auf die kreativen Prozesse aufspringen zu können.
Also haben wir an Tag 1 das fabelhafte Herbstwetter genutzt und mit unseren jüngeren Besucher*innen auf Wunsch im Umfeld unseres Jugendhauses erst einmal Rückzugsmöglichkeiten für Igel und Insekten gebaut. Nicht nur dafür war es notwendig (vorab) Müll zu sammeln:
- Schutz, Sichtbarmachung und Upcycling
Um die kleine Waschbärenbande bei ihren Naturschutz- und Kunstaktionen sichtbarer zu machen, aber sie auch vor Dreck und Verschmutzung zu schützen, haben wir Schutzanzüge bestellt und aus gefundenen Materialresten und Haarreifen Waschbärenohren gebastelt und mit den Teilnehmer*innen ihre Wünsche und Forderungen festgehalten.
- Let them eat cake!
Hunger hatte die kleine Waschbärenbande natürlich auch: deswegen haben die 6 bis 12-Jährigen Teilnehmer:innen all unsere Küchenschränke durchwühlt und aus den Sachen, die sie gefunden haben, einen Kuchen gebacken.
Tag 2
- Müllsammeln und Mehlkleber:
Anbringung von Wünschen und Forderungen in Form von Paper Art in der Umgebung des Jugendhauses, Formulierung von Forderungen und Wünschen, Basteln von Kostümen, Möbelbau aus Paletten-Abfall für Aneignung von Freiflächen und die Parkplatzaktion.
Tag 3
- Müllsammeln an öffentlichen Orten, Parkplätzen und Orten, die für Kinder und Jugendliche nicht nutzbar sind
- Anbringung von Wünschen und Forderungen in Form von Paper Art im öffentlichen Raum
- Aktionskünstlerische Intervention einer Kulturveranstaltung
Tag 4
- Irritationen durch Aufhalten im Stadtbild in Waschbär-Kostümen
- Vorbereitung für den Abschlusstag, Materialbeschaffung
Tag 5
- Aneignung von öffentlichem Raum mit dem Ziel, sich durch Parkplatzaktionen, Spielen, Chillen und Essen Platz und Räume (zurück) zu erobern
- Kostüme, Poster und Plakate anfertigen
Abschluss und Reflektion
- Das offene und freiwillige pädagogische und künstlerische Angebot – in dem weder Materialien noch Methoden vorgegeben wurden – wurde sehr gut angenommen. Darüber hinaus war es neuen Teilnehmer*innen jederzeit möglich, inhaltlich und praktisch einzusteigen; alle Teilnehmer*innen, unabhängig von Alter oder Vorbildung, haben Platz und Raum finden können, um sich und ihre Ideen umzusetzen.
- Die drei Blöcke I (analoges) Basteln, II rausgehen, aufräumen, kleben, performen sowie III ausreichend große (Essens-)Pausen wurden ebenfalls gut angenommen, weil die Teilnehmer*innen darüber mitentscheiden konnten.
- Darüber hinaus bot der Instagram-Account die Möglichkeit, die Räume digital zu erweitern, das Publikum zu vergrößern sowie die eigenen Forderungen noch einmal zu untermauern.
- Die Reaktionen der Stadtgesellschaft waren mehrheitlich positiv.
- Aufgrund der Verwendung vorhandener Materialien und Upcycling sind kaum oder nur geringe Kosten entstanden.
- Die Parkplatzmiete und Besetzung zweier Parkbuchten wurde als Zurückeroberung von Raum sowie als sichtbares Zeichen durch die Teilnehmenden wahrgenommen.
- Wir würden das Projekt beim nächsten Mal frühzeitiger bewerben.
- Darauf achten, dass das Projekt nicht von Erziehungsberechtigten genutzt wird, um ihre Kinder in den Ferien betreuen lassen.
- Die Begeisterung für Aktionen wird nicht zwingend geteilt.
Interessante Links
Instagram:
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