Unsere Stadt der Zukunft: make.leipzig 2042

Im Rahmen der Maker Days for Kids Leipzig 2022 wurde die make.leipzig umgesetzt, eine Modellstadt im Jahre 2042 aus Kinderperspektive. Die Kinder und Jugendlichen überlegen, skizzieren und bauen, wie sie sich Leipzig in 20 Jahren vorstellen und wie sie die Stadt (mit-)gestalten und verändern wollen.

Autor*innen

art.space: Maker Days for Kids: Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden

Materialien und Tools

Modelle für die make.leipzig konnten durch verschiedene handwerkliche, mediale und digitale Ausdrucksformen gestaltet werden. 

Dabei kamen verschiedene Werkzeuge, Techniken und Materialien zum Einsatz, z.B.:

  • Bauen mit Holz
  • Basteln mit Pappe, Papier, alten Verpackungen und Farbe
  • 3D-Druck
  • Gestalten mit LEGO und Knete
  • LED-Tüfteleien

Außerdem wurde die make.leipzig parallel digital in Minecraft gebaut und gestaltet. Dadurch ergaben sich verschiedene Ebenen des Modellierens und spannende Ergänzungen. Beispielsweise wurde auch in Minecraft ein Schalter eingesetzt, mit dem Licht in der analogen Stadt angeschaltet werden konnte.

Zielgruppe

Kinder und Jugendliche von 9 bis 14 Jahren

Zeitraum

Vier Tage, jeweils von 9:00 bis 16:00 inklusive Mittagspause und Präsentation

Bilder/Videos oä. 

Einführung 

Die make.leipzig war eine von 10 Werkstätten der Maker Days for Kids und wurde als Verbindungsglied der Werkstätten konzipiert. Sie war eine Modellstadt 2042 aus Kindersicht, die über das Projekt hinweg als Gesamtprodukt entsteht, die zum einen als eigener Arbeitsbereich läuft und in der zum anderen die gestalteten Produkte aus den anderen Werkstätten (z.B. 3D-Druck, Nähen, Holz) zusammenfließen konnten. Die Kinder entwickelten die make.leipzig gemeinsam – mit einer Planung vorab und Challenges, die dazu angeregt haben, sich Gedanken zu einem Fokusthema zu machen. Dafür wurde für jeden Tag ein anderes Thema geplant (siehe dazu Praxis).

Die Kinder und Jugendlichen sollten dabei ganz frei arbeiten können und sich ihren Ideen widmen. Daher wurden nur einzelne Dinge wirklich vorgegeben, wie dass jedes Bauwerk mit einem vorgegebenen Skizzenblock geplant und durch das Feedback der anderen Kinder genehmigt werden musste. Außerdem gab es ein grundlegendes, leicht vorgebautes Gelände mit ein paar Gebäuden und einem See als Ausgangslage. Zum Bauen standen viele verschiedene Materialien zur Verfügung.

Der Zeitpunkt 2042, also 20 Jahre in der Zukunft, ist für die Kinder lang genug weg, gibt aber auch einen Anhaltspunkt für konkrete Überlegungen. Denn ein Alter um die 30 Jahre ist für die Kinder vorstellbar. Es ruft genug Assoziationen hervor, um den Zeitpunkt besser nachfühlen zu können, ist zugleich aber auch Anlass, kreative (dystopische) Ideen entwickeln zu können.

Zugleich sollte die make.leipzig eine Verbindung von medienpädagogischen Aktivitäten und Ansätzen kultureller Bildung werden. Die Stadt bot die Möglichkeit, hier Trickfilme zu drehen oder den Prozess des Entstehens Schritt für Schritt zu dokumentieren und so einzufangen, wie sich Kinder beginnen, mit dem eigenen Wohnort auseinanderzusetzen und mitentscheiden zu wollen, wie er für sie ideal ist. Diese Selbstwirksamkeitserfahrungen haben den Prozess stark geprägt, der nun anhand der vier Tage dargestellt wird.

Praxis 

Grundlegender Ablauf 

  1. Einführung: Kinder, die an der Station make.leipzig vorbeikamen, bekamen eine kleine „Stadtführung“, eine „Einführung in das aktuelle Tagesthema“ und einen Überblick über vorhandene Bastel- und Baumaterialien
  2. Planen: Bauvorhaben als Skizze auf einem Planungsbogen festhalten
  3. Feedback geben: Alle Kinder mit fertiger Skizze bekamen den „Feedback-Würfel“ und mussten mindestens ein Kind, das ebenso am Tisch der make.leipzig saß, damit würfeln lassen.
    Auf dem Würfel standen Fragen wie: Was gefällt dir an der Idee? Hast du noch eine Frage zur Skizze? Was verstehst du nicht? Wie lässt sich die Idee noch besser machen? 
    Abschließend wurde die Frage gestellt: Erhält die Idee von dir eine Baugenehmigung, sprich darf die Idee so für die make.leipzig gebaut werden?
  4. Diskussion und Umsetzung: Daraufhin diskutierten die Kinder am Tisch oftmals unter sich und überarbeiteten die Skizze oder setzten sie genauso um.

Tag 1 in der make.leipzig

Wohnen & Zusammenleben – In welchen Gebäuden wollen wir 2042 wohnen, lernen, leben?
Was ist entstanden? Was haben die Kinder gebaut, überlegt, …?

  • Entstanden sind viele Gebäude, die den Kindern aus ihrem Alltag und aus Leipzig bekannt sind: Rathaus aus Lego, bunte Schule, Lärmschutzwand in der Nähe einer Straße, Universität, Zoo mit einem Unterstand für Tiere, Baustelle, Park der Kunst, Flughafen, Hotel, eine Baustelle, Hochhaus, Botanischer Garten, Bank, Krankenhaus, Straßenbeleuchtung mit LED-Lichtern
  • Sie haben die Gebäude dabei immer nach ihren eigenen Ideen und Vorstellungen umgesetzt
  • Beim Thema Flughafen wurde wild darüber diskutiert, ob die Stadt in der Zukunft einen Flughafen braucht und gemeinsam abgestimmt. Schließlich wurde ein Kompromiss gefunden: ein Flughafen mit bunter Landebahn, viel Grünflächen und Windrädern

Tag 2 in der make.leipzig

Stadt & Natur – Wie wollen wir die Stadt grüner und umweltfreundlicher machen?
Was ist entstanden? Was haben die Kinder gebaut, überlegt, …?

  • Windräder, viele Bäume und Sträucher, ein sich selbst gießender Garten, Dachbegrünungen, Dachgärten, ein Baumhaus
  • Tiere, die die Stadt bewohnen
  • Boote zur Fortbewegung auf dem Wasser

Tag 3 in der make.leipzig

Freiräume schaffen – Wie wollen wir ungenutzte Orte und freie Flächen nutzen?
Was ist entstanden? Was haben die Kinder gebaut, überlegt, …?

  • eine Achterbahn quer durch die Stadt, Sitzbänke, ein Karussell, 
  • Spielgeräte: Schaukeln, Rutschen für Parks und freie Dachflächen
  • eine Kletterwand an einem Hochhaus

Tag 4 in der make.leipzig

Stadtfest 2042 – Wie wollen wir 2042 gemeinsam feiern?
Was ist entstanden? Was haben die Kinder gebaut, überlegt, …?

  • Bewohner*innen der Stadt mit bunter Kleidung als Gäst*innen
  • Girlanden und andere Deko
  • ein Festwagen für einen Straßenumzug
  • Fahrgeschäfte für einen Jahrmarkt (Wurfbude, Riesenrad etc.)

Abschluss und Reflektion

Abschließend lassen sich verschiedene Punkte festhalten, die wirklich gut funktioniert haben und sich auf jeden Fall in einer erneuten Durchführung anbieten:

  • Arbeit mit Peer-Tutor*innen:
    • Kinder dazu anregen, sich immer gegenseitig zu helfen 
    • Kinder, die sich besonders verbunden mit dem Projekt fühlen, können dann offiziell als Tutor*in ernannt werden und den Ablauf für andere Kinder erklären und unterstützen
      (Skizze → Feedback geben mit dem „Feedback-Würfel“ → Baugenehmigung und Umsetzung)
  • Gruppenarbeiten: gemeinsam an etwas arbeiten macht immer mehr Spaß, aber besonders auch hier, um verschiedene Meinungen zusammenzubringen und so spannende Dinge für die Stadt bauen zu können. Das hat in der make.leipzig oftmals durch den regen Austausch von allein geklappt.
  • Offenheit in der Gestaltung:
    • durch die Einbettung in ein größeres Rahmenprojekt (Maker Days for Kids) sind verschiedene Dinge auch an anderen Stationen entstanden, die dann in die Stadt nach Absprache einziehen durften (z.B. Holztiere oder LED-Beleuchtung)
    • Gegenstände von zu Hause als Leihgabe der Kinder für die Stadt mitbringen

Dinge, die für eine Weiterentwicklung spannend sind:

  • Die Kombination mit der digitalen Stadt in Minecraft war eine tolle Idee, die viel Potenzial zur Weiterentwicklung hat und ausbaufähig ist
  • Thema Zukunft verstehen und Abstraktion gut anleiten – in Gesprächen ging es oft darum, was ihnen in der make.leipzig aktuell fehlt, die Abstraktion und das Übertragen in das Zukunfts-Setting braucht Übung 
  • Immer wieder wichtig zu betonen: jede Idee, jeder Gedanke, jeder Wunsch ist wertvoll
  • Weitere Themen/Fokussierungen, die denkbar sind:
    • Zukunft generell hinterfragen (Welche Bilder von Zukunft haben wir, Wo kommen die her (Science-Fiction), Was braucht es in der Zukunft, Welche Probleme gibt es und brauchen eine Lösung?)
    • Größer denken: Länder, Kontinente betrachten
    • Kleiner denken: Parks, Schulen, Wohngebiete, Ferienort gestalten
    • Tagesthemen verändern: Fokus auf Spielen, Sport/Freizeit oder aktuelle Probleme wie Energie, Ernährung, …
    • Materialien verändern: 3D-Druck, Stoff, alte Gläser/Flaschen, …

Interessante Links

Hinweis

Dieser Text steht unter der Lizenz CC BY 4.0 Kristin Narr und Hannah Bunke-Emden für die Maker Days for Kids, wenn nicht anders angegeben.