Teaser
Ob Mode, Kunst oder Design – mit dieser kurzen Methode können Kinder dazu angeregt werden, ihr ästhetisches Empfinden kennenzulernen. Als Beispiel nehmen wir das Thema Fotografie und Fotoperspektiven. Die Übung lässt sich super als Methode für zwischendurch oder nach einer Pause einbauen, denn durch die Bewegungselemente werden die Kinder ausgelastet und können sich später wieder besser konzentrieren.
Autor*innen
Team participART
Materialien und Tools
- verschiedene lizenzfreie Bilder, die unterschiedlich bearbeitet wurden
- ausgedruckte Emojis oder andere Symbole/Bilder (ggf. laminiert, um mehrfach verwendet zu werden)
- Leinwand, Beamer und Laptop oä.
Zielgruppe
6 bis 12 Jahre
Zeitraum
30 – 45 Minuten
Bilder/Videos oä.
Einführung
Woher weiß ich eigentlich, was ich schön finde? Und wie lerne ich die Vielfältigkeit von Schönheit kennen? Und was hat Ästhetik damit zu tun? Fragen über Fragen, die wir versuchen werden, in dieser kurzen Methode zu beantworten.
Der Begriff Ästhetik begegnet uns immer öfter – auch schon Kindern. Sie sehen T-Shirts, die mit “Aesthetic” bedruckt sind, oder bekommen von älteren Geschwistern mit, dass sie gerne eine bestimmte Art von Ästhetik auf ihrem Instagram-Account hätten. Doch viel können Kinder mit diesem Begriff nicht anfangen. Ästhetik wird oftmals mit Schönheitsvorstellungen synonym verwendet und betont damit auch eine subjektive Wahrnehmung der Welt und ihrer Schönheit. Daher gilt es Kinder darin zu fördern, ihr eigenes ästhetisches Empfinden zu schulen und vor allem die Vielfältigkeit von Ästhetik wahrzunehmen und wertzuschätzen. Bevor wir dies anhand eines Praxisbeispiels zeigen, kommen hier noch wichtige Begriffsdefinitionen:
- Ästhetik
“Heute bezeichnet die Wissenschaft die Ästhetik als jene Eigenschaften, die beeinflussen, wie der Mensch etwas unter Schönheitskriterien beurteilt” (StudySmarter).
“Die Bezeichnung Ästhetik lässt sich von dem altgriechischen Wort αἴσθησις asthēsis ableiten, was übersetzt so viel wie Wahrnehmung oder Empfindung bedeutet. Wörtlich übersetzt beschreibt die Ästhetik also die Lehre der Wahrnehmung bzw. vom sinnlichen Betrachten” (StudySmarter). - Ästhetische Bildung
Unabhängig davon, ob es sich dabei um selbstständig erworbene oder angeleitete Ästhetische Bildung handelt, stehen die Sinne und die Ganzheitlichkeit im Mittelpunkt und weniger die künstlerischen Fähigkeiten oder kunstbezogenes Wissen. Das Adjektiv ästhetisch betont den spielerischen, experimentellen und den Sinn einbeziehenden Charakter von Prozessen und Tätigkeiten im Umgang mit Kunst. Da Ästhetische Bildung mittels eines ästhetischen Verhaltens geäußert wird, kann insofern festgestellt werden, dass ästhetisches Handeln im Gegensatz zum künstlerischen Handeln ergebnisoffen ist und nicht auf ein Endprodukt zielt (vgl. Meis, 2018, S. 23). - Ästhetische Erfahrungen
Ästhetische Erfahrungen ermöglichen Kindern zu spielen und zu forschen. Ästhetische Erfahrungen initiieren Lernprozesse, in denen der Körper, die Sinne, das Staunen, das Denken, der Genuss und das spielerische Ausprobieren miteinander verbunden sind. Sie sind der Ausgangspunkt von kreativem Denken, Handeln und Lernen (vgl. Brandstätter 2013/2012).
Praxis
Ob Mode, Kunst oder Design – mit dieser kurzen Methode können Kinder dazu angeregt werden, ihr ästhetisches Empfinden kennenzulernen. Die Übung lässt sich super als Methode für zwischendurch oder nach einer Pause einbauen, denn durch die Bewegungselemente werden die Kinder ausgelastet und können sich später wieder besser konzentrieren. Als Beispiel nehmen wir uns einen Workshop zum Thema Fotografie vor, in dem es auch einen Einblick in Kameraperspektiven und Fotobearbeitung gibt.
Bevor es mit dem Workshop los geht, solltet ihr Bilder heraussuchen, die unterschiedliche Kameraperspektiven (z.B. Vogelperspektive, Nahaufnahme, Detailaufnahme usw.) beispielhaft aufzeigen. Wir empfehlen euch lizenzfreie Bilder zu verwenden, wenn ihr nicht zufällig selbst eine Fotosammlung parat habt. Weiter unten im Text findet ihr unter der Überschrift “Interessante Links” ein paar Webseiten, die solche lizenzfreien Fotos anbieten. Je nachdem, wie lange ihr diese Übung geplant habt, solltet ihr mehr oder weniger Fotos auswählen. Wenn ihr eine Auswahl getroffen habt, könnt ihr die Fotos auf sehr unterschiedliche Art und Weise bearbeiten, damit der Unterschied auch für unerfahrene Kinderaugen deutlich wird. Arbeitet auch gerne mit den Originalen, um den Unterschied zu den bearbeiteten Versionen deutlich zu machen. Unter der gleichen Überschrift wie weiter oben im Text findet ihr ein paar Tools zur Bildbearbeitung.
Abhängig davon, wie viele Versionen ihr von jedem Foto gemacht habt, sucht ihr euch jetzt die entsprechende Anzahl an Emoji-Bildern oder anderen Symbolen aus. Diese Symbole druckt ihr aus und wenn ihr sie mehrfach verwenden möchtet, könnt ihr die Drucke zusätzlich noch laminieren. Die Symbole dienen euch und den Kindern später zur Zuordnung.
Sobald ihr damit fertig seid, empfehlen wir euch für die einfache Handhabung im späteren Verlauf eine Präsentation zu erstellen. Die Versionen eines jeden Fotos werden hintereinander jeweils auf einzelne Folien platziert, damit beim Klicken der Unterschied deutlich wird. Hier kommen auch schon die zuvor von euch ausgewählten Emojis oder Symbole ins Spiel. Neben jedes Bild aus einem Paket (ein Foto mehrfach bearbeitet) wird ein Symbol/Emoji platziert. Nach jedem Paket fügt ihr anschließend eine Folie hinzu, die den Namen der ausgewählten Perspektive beinhaltet.
Eine letzte Vorbereitung kommt noch auf euch zu: hängt in eurem Workshopraum die ausgedruckten Versionen der Symbole/Emojis auf. Wenn ihr genug Platz habt, ist es besser, die Bilder möglichst weit voneinander entfernt aufzuhängen. Wenn ihr das geschafft habt, geht es auch schon mit der eigentlichen Übung los.
Lasst die Gruppe zusammenkommen und eröffnet die Präsentation. Die Frage, unter der die Methode steht, ist “Was ist für euch schön?”. Zeigt den Teilnehmenden jedes Foto-Paket so, dass sie genug Zeit haben, sich die Grundzüge zu merken. Weist die Kinder dabei auf die Symbole/Emojis hin und dass sie sich das Symbol/Emoji merken sollen, welches für sie die Ausgangsfrage beantwortet. Sobald alle Fotos aus dem Paket gezeigt wurden, sollen die Kinder zu den ausgedruckten Versionen ihrer Auswahl laufen. Sobald sich die Kinder zugeordnet haben, deckt ihr auf, um welche Fotoperspektive es sich handelt. Fragt dabei gerne in die Runde, ob sie darüber schon etwas wissen und regt ein Gespräch an, um aus den Kindern herauszukitzeln, warum genau diese Art der Bearbeitung besonders schön für sie ist. Dadurch reflektieren die Teilnehmenden ihre Wahl und nicht selten kommt es vor, dass sie sogar die Plätze wechseln, weil sie sich dann trauen ihrem Geschmack und nicht dem ihrer Freund*innen zu folgen.
Abschluss und Reflektion
Besonders wenn es darum geht, im späteren Verlauf des Workshops eigenständig zu fotografieren, Bilder zu bearbeiten und vielleicht sogar auszustellen, kann es die Kinder sehr bestärken, ihrem ästhetischen Empfinden zu folgen, dafür einzustehen und stolz auf ihre eigenen Werke zu sein. Manche Teilnehmenden stellen z.B. fest, dass stark bearbeitete Fotos nichts für sie sind und sie sich mehr auf die Ausführung verschiedener Aufnahmetechniken konzentrieren möchten, während andere Kinder lieber abstrakte Fotos kreieren. Unabhängig davon, welches Oberthema der Workshop hat und welche Beispiele gezeigt werden, kann es für die Kinder sehr wichtig sein, zu sehen, wie vielfältig Geschmäcker sind und dass jedes ästhetische Empfinden jedoch gleich relevant ist. Wichtig ist es auch, den Raum dafür zu eröffnen, nicht nur über Ästhetik im Sinne des Schönen zu sprechen, sondern auch des Hässlichen. Gibt es überhaupt Hässliches? Warum wird etwas als hässlich bezeichnet? Was hat die Gesellschaft damit zu tun? Und warum eifern wir Menschen nur dem Schönen nach? All diese Fragen und noch mehr können im Rahmen dieser Übung auch besprochen werden. Durch die Bewegungsaspekte bekommt die Übung zusätzlich einen spielerischen Charakter.
Interessante Links
- Lizenzfreie Fotos:
- Bildbearbeitungstools:
- bereits integriertes Programm auf Smartphone oder Computer (z.B. Windows-Fotoanzeige)
- PowerPoint oder Google Slides
- GIMP
- Snapseed
- PhotoScape X
- Canva
Quellen
StudySmarter: Definition Ästhetik
Ursula Brandstätter. (2013/2012): Ästhetische Erfahrung.
Meis, M. (2018). Allgemeine Grundlagen der künstlerisch-ästhetischen Praxis in der Sozialen Arbeit. In M. Meis & G. Mies, Künstlerisch-ästhetische Methoden in der Sozialen Arbeit. Kunst, Musik, Theater, Tanz und digitale Medien (S. 19-80). Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
Hinweis
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