Unentdecktes entdecken – Eine Ästhetische Forschung mit den Tools Tagtool und Launchpad

Teaser

Unsere (Lebens-)Welten bergen so viel Unerforschtes in sich – Pflanzen, die wir noch nie gesehen, Gerüche, die wir noch nie gerochen und Oberflächen, die wir noch nie gefühlt haben. Auch in unseren ganz eigenen inneren Welten steckt so viel, was wir noch nicht über uns wissen. Höchste Zeit also, sich an Neues zu wagen und Unentdecktes zu erforschen. Und zwar ästhetisch. 

Autor*innen

Team participART

Als Forschungswerkzeuge nehmen wir uns dabei zwei Tools vor: Tagtool und Launchpad. Tagtool ist eine App, bei der man mit Fingern oder iPad Stiften zeichnen kann. Die entstandenen Kunstwerke können animiert werden. Launchpad dagegen ist eine Loop-Software, mit der sich vorgefertigte Loops (wiederholt wiedergegebene Sequenzen) aneinanderreihen lassen. 

Materialien und Tools

iPads, Launchpad, Tagtool (Pro), Internet, Beamer, iPad Adapter für HDMI, Laptop

Zielgruppe

10-14 Jährige 

Zeitraum

ab 3 Stunden

Einführung 

Die Ästhetische Forschung ist keine wissenschaftliche Forschung und trägt demnach maßgeblich dazu bei, dass der Begriff der Forschung demokratisiert wird. Es handelt sich dabei um eine prozesshafte Wissensgenerierung aufgrund der individuellen Biographie. Ausgangslage einer Ästhetischen Forschung ist immer eine Frage oder ein Thema, das, wenn möglich, in der gesamten Gruppe gemeinsam entwickelt wird. Um sich der Frage oder dem Thema zu nähern, soll geforscht werden, indem die Umgebung untersucht und eigene Gefühle, Gedanken und Eindrücke hinzugezogen werden. Das kann so aussehen, dass z.B. Materialien gesammelt und aufbereitet werden, dass unterschiedliche Medien ausprobiert werden, um das für sich passende Medium zu finden. Dieses Medium soll Menschen dann dazu dienen, sich künstlerisch-ästhetisch auszudrücken und gleichzeitig die Forschung zum Ausdruck zu bringen. Wichtig dabei ist der prozessorientierte Zugang. Es geht nicht darum, eine fertige Forschungsdokumentation zu gestalten, sondern viel mehr Erfahrungen zu ermöglichen, die zu Erkenntnissen über sich selbst und die Welt führen. Die Ästhetische Forschung als Methode initiiert ganz besondere soziale Dynamiken und ermöglicht einen Safe Space, der dazu einlädt, über Prozesse und Produktionen zu reflektieren.

Die Ästhetische Forschung ist in dieser Methode also die Ausgangslage. Da hier erst einmal von einem dreistündigen Workshop ausgegangen wird, wird empfohlen, sowohl bereits ein Thema oder eine Frage vorzubereiten als auch Materialien und Tools vorzugeben, um den Teilnehmenden eine möglichst lange Praxisphase zu ermöglichen. Längere Angebote laden jedoch dazu ein, diese von Anfang an partizipativ zu gestalten, indem Themen und Fragen sowie Materialien und Tools gemeinsam zu erarbeiten werden.

Praxis 

Ihr habt gerade Sommerferien und möchtet mit euren Teilnehmenden erarbeiten, was für sie Sommer (und vielleicht sogar das Klima) bedeutet oder ihr möchtet doch lieber wissen, welcher Social Media Trend sie zurzeit am meisten beschäftigt? Bei der Ästhetischen Forschung gibt es kein richtig und kein falsch – jede Erkenntnis ist wertvoll! 

Wenn ihr also eure Ausgangslage geklärt, eure Materialien und Tools zusammengepackt habt und dafür gesorgt habt, dass ihr stabiles Internet habt, kann es losgehen! 

Um direkt mit eurem Thema einzusteigen, könnt ihr bereits in der Kennenlernrunde eure Teilnehmenden danach fragen, um zum nächsten Teil des Workshops überzuleiten. Hierbei solltet ihr als Moderator*innen dienen, um einen netten und fruchtbaren Austausch anzuregen. Bevor es in die tatsächliche Praxis geht, solltet ihr die mitgebrachten Tools vorstellen und erklären. Bei Tagtool bietet es sich an, Videos wie dieses hier zu zeigen, um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Tools zu zeigen. Macht euch mit den Tools gut genug vertraut, sodass ihr die Fragen der Teilnehmenden gut beantworten oder gemeinsam erarbeiten könnt. 

Tipp:
Sowohl für Launchpad als auch für Tagtool werden iPads benötigt. Der Workshop funktioniert mit vielen oder wenigen iPads – bei wenigen empfehlen wir besonders auf die Gruppendynamik zu achten, denn das Angebot lebt davon, das Ausgangsthema gemeinsam zu erforschen. Tagtool verfügt über eine Bezahlversion, die einmalig 17,99 €  kostet. Diese Version ermöglicht euch, einen digitalen Raum zu eröffnen, in dem sich alle iPads miteinander verbinden und an einer Zeichnung/Animation gearbeitet werden kann. Besonders schön ist es, ein iPad an den Beamer anzuschließen, um die Prozesse und Ergebnisse direkt an der Wand zu sehen. Wenn die Bezahlversion eure Kosten übersteigt, kann ein an den Beamer angeschlossenes iPad als Hauptwerkzeug dienen und die Teilnehmenden müssen sich beim Malen und Animieren abwechseln.

Nachdem ihr also mit den Teilnehmenden einen Einstieg gemacht, sie in die Technik eingeführt und die Tools als Werkzeuge in ihrer Ästhetischen Forschung übertragen habt, kann es also richtig losgehen. Die Teilnehmenden sollen Tagtool und Launchpad ausprobieren und die Funktionen kennenlernen. Dabei ist es wichtig, dass die Teilnehmenden alle Tools ausprobieren, um das für sie richtige Werkzeug für den ästhetisch-künstlerischen Ausdruck zu finden. Denkt also daran, die Teilnehmer*innen einerseits dazu zu motivieren, Neues auszuprobieren und andererseits auch ein gemeinschaftliches Schaffen anzuregen. Launchpad und Tagtool funktionieren nämlich wunderbar im Baukasten – Die Zeichnungen und Animationen bei Tagtool können mit Launchpad musikalisch untermalt werden und andersherum. Die Ästhetische Forschung erhält damit einen performativen Charakter. Spannend wird es, wenn die Teilnehmer*innen ganz neue Aspekte mit einbeziehen möchten. Z.B. kann aus dem audiovisuellen Projekt eine ganze Inszenierung werden, wenn neuste (TikTok-)Tänze eingebaut und dafür Kostüme gebastelt werden oder zum Beat gesungen oder gerappt wird. Was wir damit sagen wollen: mediengestützte Ästhetische Forschung regt dazu an, über die mitgebrachten Tools hinauszudenken und ganz eigene Fähigkeiten und Interessen einzubauen, um sich der “Forschungsfrage” zu nähern. Regt eure Teilnehmenden dazu an, weiterzudenken und sich selbst zu entdecken! 

Abschluss und Reflektion

Nach der Praxisphase kommt ihr als Gruppe zusammen und besprecht und reflektiert eure Forschung. Nehmt euch Zeit füreinander und gebt Raum für einen schönen Austausch. Wichtig ist, dass der prozessorientierte Charakter des Workshops auch hier zur Geltung kommt. Es geht nicht um Ergebnisse, sondern um den Prozess. Was haben eure Teilnehmenden gedacht oder gefühlt? Was haben sie gemacht? Wie und was sind die Materialien – in diesem Fall also Bilder, Animationen und Beats – und wie wurden sie festgehalten? Geht mit der Gruppe Schritt für Schritt durch, was sie erlebt haben und regt auch untereinander Feedback an. Und dann heißt es: schön war’s, bis zum nächsten Mal!

Quellen

Bippus, Elke. (2009). Kunst des Forschens – Praxis eines ästhetischen Denkens. Berlin/Zürich: Diaphenes. 

Haas, E. (2017). Performative Künstlerische Forschung. Zum Potenzial intersubjektiver Begegnungen im öffentlichen Raum. In T. Meyer, P. Moormann, J. Ziegenbein & J. Dick, where the magic happens. Bildung nach der Entgrenzung der Künste. Schriftenreihe Kunst Medien Bildung, Band 1 (S. 201 218). München: kopaed.

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