Die Arbeiterwohlfahrt e.V. (AWO) ist ein großer deutscher
Wohlfahrtsverband, dessen Anliegen es ist, sich besonders für die Belange sozial benachteiligter Menschen einzusetzen. Innerhalb der AWO entstehen immer neue „Quartiere“, in denen Quartiersmanager*innen arbeiten, um die Nachbarschaft zu vernetzen, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und das Leben aller Stadtteilbewohner*innen von jung bis alt solidarischer und schöner zu gestalten. Neben kostenloser Beratung zu vielen Themen, stehen hier auch Freizeitangebote im Zentrum. Mit dem art.space „Licht-Gestalten“ sollen Bewohner*innen der Kasseler Stadtteile Südstadt und Wehlheiden angeregt werden, markante Orte der Quartiere durch Animationen temporär zu verschönern.
Das Ziel des Projektes Licht-Gestalten ist es, die Bewohner*innen des AWO-Quartiers Kassel
Süd/Wehlheiden miteinander, mit ihrem direkten Lebensumfeld und mit medial-künstlerischen Möglichkeiten, ebendiese Umgebung zu gestalten, zusammenzubringen. Dabei ist es angedacht, mit verschiedenen ansässigen Institutionen und Initiativen zu kooperieren. So ist bspw. die Zusammenarbeit mit dem AWO-Altenzentrum Käthe-Richter-Haus, den Jugendräumen und der Kunstwerkstatt Kassel e.V. möglich. Der Lebensraum des Quartiers soll den Teilnehmer*innen als erfahrbar, veränderbar und gestaltbar nahegebracht werden. Die Idee ist aus der Bedarfserhebung der Stadtteile erwachsen. Hierbei hat sich ergeben, dass kulturelle Angebote, ein Austausch zwischen Jung und Alt sowie Kreativangebote für Kinder und Jugendliche rar und von den Bewohner*innen besonders erwünscht sind. Ziel der AWO- Quartiersarbeit ist es u.a., die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen – wobei das Recht auf kulturelle Bildung (insbesondere im Sinne niedrigschwelliger ästhetischer- und Selbstwirksamkeitserfahrungen), mediale Selbstbestimmung, und intergenerativer Austausch bei diesem Projekt im Mittelpunkt stehen sollen.
Zu Beginn werden den Teilnehmer*innen die Möglichkeiten und Ziele des Projektes transparent vorgestellt. Zuerst soll ein offener Austausch mit einem Spaziergang durch das
Quartier intitiiert werden, durch den sowohl die Lieblingsorte der Bewohner*innen als auch
solche identifiziert werden können, an denen sie sich ungern aufhalten. Die Ergebnisse dieser Ortsbegehung können auf einer (digitalen) Map festgehalten werden (und ggf. für Folgeprojekte
weiterverwendet und bspw. im Sinne eines Audiowalks aufbereitet) werden. Zudem können sie auch als Aktualisierung der Bedarfsermittlung fungieren, sodass auf deren Basis ein Austausch mit der lokalen Politik über Verbesserungsvorschläge und Wünsche aus dem Quartier stattfinden kann. In dieser Bestandsaufnahme besteht das Potential des intergenerativen Austauschs insbesondere darin, die Empathie der Teilnehmenden füreinander und die Entstehung von Perspektiven zu fördern. Außerdem können subjektiv „unbedeutsame“ Orte als in Fremdbiografien bedeutsam erfahren werden, wodurch die Bereitschaft, sich solidarisch für bisher Fremde und das Quartier zu engagieren, gefördert werden kann. Zu dieser Ortsbegehung wird auch ein Kassler Graffiti-Künstler eingeladen sein, der mit der Gruppe mögliche Orte für legale Gestaltung sichtet.
Aufbauend auf dieser Bestandsaufnahme soll ein ein- bis zweitägiger Graffiti-Workshop mit
einem lokalen Künstler stattfinden.
Da es in der Stadt verteilt allerdings nur wenige dieser legalen Sprayflächen gibt, sollen die Projektteilnehmer*innen durch die Nutzung von iPads mit dem Tool Tagtool die Möglichkeit
erhalten, sowohl beliebte Orte als auch unbeliebte Flecken des Quartiers temporär und niedrigschwellig durch Animation und Projektion zu verändern bzw. zu verschönern. Zu diesem Zweck sollen iPads und eine Pay-Version des Tools zur Zusammenführung der
Animationen erstanden werden. In mehreren Schritten wird das Tool und dessen Möglichkeiten den Teilnehmenden nahegebracht. Es ist zu erwarten, dass diese mediale Gestaltung von Animationen für Kinder und Jugendliche als Digital Natives deutlich leichter sein wird, als für die älteren Teilnehmer*innen. Auch unabhängig vom Alter können die Teilnehmenden, die schnellen Zugang zu den kreativen Potentialen des Tools finden, als Tutor*innen für solche zur Verfügung stehen, die größere Schwierigkeiten haben. Trotz dieser Herangehensweise ist es sinnvoll, zusätzlich zur Unterstützung Ehrenamtliche zu den Treffen einzuladen, die sich im Vorhinein mit der App auseinandergesetzt haben und die bei Bedarf helfen können.
Nach der Arbeitsphase sollen die entstandenen Animationen an den vorher bestimmten Orten
projiziert und damit der Öffentlichkeit präsentiert werden. Als Termin der Präsentation ist der Tag der Nachbarschaft denkbar. Hierfür sollen ein Beamer mit der nötigen Lichtstärke und eine mobile Powerstation erstanden bzw ggf. gemietet werden, die es ermöglichen, einen gemeinsamen Gallery-Walk zu den gewählten Orten im Quartier zu unternehmen und die selbstentworfenen Animationen auf die Orte zu projizieren, für die sie erstellt wurden. Die Präsentation der Ergebnisse soll beworben werden; gewünscht ist auch der Austausch mit
Passant*innen an den entsprechenden Präsentationsorten. Diese Präsentation soll die
Teilnehmenden in ihrem Schaffen von außen bestärken und kann somit wichtiger Teil des ästhetischen Prozesses sein; sie kann weiterhin Austausch ermöglichen und Verbindungen
schaffen. Im Laufe des Prozesses können die Teilnehmenden einen kreativ-gestalterischen
Umgang mit den iPads erlernen, der das Potential hat, sie von passiven Konsumenten digitaler Möglichkeiten zu Producer*innen und aktiven Gestalter*innen ihrer Umgebung werden zu lassen.
Sarah Koch – Projektleitung
AWO-Quartiersmanagerin Kassel Süd/Wehlheiden
Regenbogen-Katzen, tanzende Roboter oder musizierende Bananen… Klingt nach futuristischer Medien.Kunst? Ist auch so. Nur, dass Kinder und Jugendliche mit niedrigschwelligen Methoden selbst Regenbogen-Katzen rumfliegen, Roboter tanzen und Bananen musizieren lassen können. Und dass futuristisch bedeutet, sich an den Lebenswelten von jungen Menschen zu orientieren und zukunftsweisende Angebote für sie und mit ihnen zu schaffen. Um euch zu zeigen, wie genau das geht, findet ihr in diesem Bereich von art.online medien- und kulturpädagogische Methoden zum Nachmachen.
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