Die Förderung von psychischer Gesundheit, Entspannung sowie Stressbewältigung ist im Rahmen von Angeboten für Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene besonders wichtig und schafft einen spannenden und neuen Zugang.
von Karolina Kaczmarczyk
In den letzten Jahren wurde Achtsamkeit immer öfter Thema in der Forschung. Achtsamkeit wird ebenso im Rahmen von Therapie angewandt. Außerdem belegen Studien, dass achtsames Verhalten zur psychischen Gesundheit beitragen kann (vgl. Khoury et al. 2015; Chang-Gusko et al. 2019; vgl. Dopfer 2019). So ist es also nicht verwunderlich, dass immer mehr Achtsamkeits- und Stressbewältigungs-Apps auf den Markt kommen oder das Thema Teil von Videos, Podcasts oder anderen Medienproduktionen wird. Diese Art von Angeboten sind im Bereich von mHealth (Mobile Health) zu verorten (vgl. Pfannstiel 2020). Achtsamkeit wird demnach zunehmend Thema in unserer Gesellschaft und wird oftmals als Präventionsmaßnahme verwendet.
Die Förderung von psychischer Gesundheit, Entspannung sowie Stressbewältigung ist im Rahmen von Angeboten für Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene besonders wichtig und schafft einen spannenden und neuen Zugang. Auch unser Team bemüht sich, in Fort- und Weiterbildungen, Workshops oder anderen Formaten spielerische und künstlerische Anwendungen und Methoden einzusetzen, um unseren Teilnehmenden ein wenig Entspannung zu ermöglichen und Reflexion anregen. Sinnvoll ist daher, eure Angebote didaktisch an diese neuen Inhalte anzupassen. So lassen sich die Tools und Methoden z.B. wunderbar in Pausen, aber auch in dafür freigehaltenen Zeitslots einsetzen. Besonders Spaß macht es natürlich, wenn diese auch gemeinsam ausprobiert werden können. Im folgenden Abschnitt möchten wir euch gerne unsere Lieblingstools vorstellen!
Unsere Lieblingstools
Schöner Ausblick mit Window Swap
Die meisten Menschen sehnen sich danach, zwischendurch den Ausblick aus dem Bürofenster zu tauschen, und am Wochenende oder im Urlaub einen “Tapetenwechsel” zu erleben. Mit Window Swap wird dies digital möglich gemacht. Ihr habt Lust, auf eine endlose Schneelandschaft oder doch lieber auf einen idyllischen Meerblick? Oder darf es vielleicht ein Blick auf eine aufregende Großstadt sein? Die Webseite ermöglicht es, aus den Fenstern der ganzen Welt zu schauen. Window Swap erlaubt es, durch alle möglichen Videos durch zu switchen, die von Menschen weltweit aufgenommen und eingereicht wurden. Window Swap ist browserbasiert und in der Grundform kostenlos. Wer das Tool aber intensiver nutzen und beispielsweise sogenannte “Playlists” erstellen möchte, bei denen man die z.B. schönsten Ausblicke sammeln und nach Themen sortieren kann, hat auch die Möglichkeit, sich anzumelden.
Wir setzen das Tool sehr gerne in Pausen ein und laden die Teilnehmenden dazu ein, z.B. die Kaffeepause mal ganz woanders zu verbringen. In einer kurzen Reflexionsrunde nach der Pause besprechen wir dann, wie es den Teilnehmenden gefallen hat. Und wir können euch sagen: es lohnt sich! Besonders bei Fortbildungen, die oftmals sehr viel Wissen in kurzer Zeit vermitteln, ist Window Swap eine willkommene Abwechslung. Der Einsatz funktioniert sowohl analog als auch digital. Das Tool lädt außerdem dazu ein, selbst kreativ zu werden. In einer offiziellen Window Swap Künstler*innen-Kooperation wurde beispielsweise ein beruhigendes und inspirierendes Musikvideo gestaltet. Dies kann als Beispiel genommen werden, selbst ein solches Projekt zu initiieren. So können Jugendliche z.B. aus ihren eigenen Fenstern filmen und diese Videos im Rahmen eines Workshops zu Musikvideos oder anderen tollen Projekten zusammenschneiden. Wichtig ist dabei, die Privatsphäre von anderen Menschen zu respektieren und sie nicht einfach so zu filmen.
Viel Spaß bei eurer kleinen Auszeit!
Runterkommen in der Natur mit In Rhythm with Nature
Natur ist für viele Menschen eine Quelle von Ruhe und Inspiration. Achtsamkeit lässt sich in der Natur auch besonders gut praktizieren, da es immer etwas Neues zu entdecken gibt und sich alles in einem stetigen Wandel befindet. Bei In Rhythm with Nature wird genau so ein Erlebnis ermöglicht – nur eben digital. Die Anwendung ist in Kooperation zwischen Google Arts und Culture Lab, der Künstlerin Anna Glover, Google Wellbeing Lab, Johns Hopkins International Arts + Mind Lab entstanden. In Rhythm with Nature ist dabei ein multisensorisches Erlebnis mit Flora, Fauna, Farben und einer Geräuschkulisse aus der natürlichen Welt und ist eine künstlerische Interpretation von Carl Linnaeus’ Blumenuhr. Unter einer Blumenuhr versteht man dabei die Zeitbestimmung anhand der Öffnungszeiten von Blüten.
Doch wie genau funktioniert das Tool jetzt? Es ist ganz einfach: man betritt das Experiment und bekommt eine schön gestaltete Oberfläche mit Pflanzen und Naturelementen angezeigt. Im Vordergrund steht dabei immer die Pflanze, die aktuell ihre Öffnungszeit hat. Außerdem erscheint ein Icon mit einer meditierenden Person. Klickt man auf dieses Icon, vergrößert sich die Pflanze und man befindet sich in einer angeleiteten Atemübung, die durch das Öffnen und Schließen der Blüten visualisiert wird. Überall schwirren dabei Insekten herum und eine beruhigende Geräuschkulisse verstärkt zusätzlich den Entspannungseffekt. Wenn man etwas mehr Abwechslung und die anderen Pflanzen kennenlernen möchte, besteht die Möglichkeit zu wechseln und mithilfe einer anderen Pflanzenart die Atemübung weiterzuführen. Die Atemübung und vor allem die Musik spielt dabei nur weiter, wenn man sich im Tab der Anwendung befindet. So wird dazu angeregt, die Übungen in Ruhe durchzuführen, ohne sich ablenken zu lassen.
Wir finden, dass In Rhythm with Nature ein tolles Tool ist, um längere Pausen zu gestalten und die Teilnehmenden – aber auch uns als Vortragende – dazu anzuregen, sich etwas Zeit für sich und zur Entspannung zu nehmen. Auch dieses Tool funktioniert super digital und analog – schließt man nämlich ein Gerät an einen Beamer, so können alle das Tool sehen und gemeinsam an der Entspannungsübung teilnehmen. Das Tool ist übrigens sowohl browser- als auch appbasiert.
Genießt die Natur und lasst euch vom Design verzaubern!
Kreative Fantasiereisen auf YouTube
Fantasiereisen sind beliebte Maßnahmen zur Entspannung – auch in therapeutischen Kontexten, in denen sie oft zur Traumaverarbeitung dienen. Es handelt sich dabei um fantasieanregende Geschichten voller angenehmer Sinneseindrücke, die von Sprecher*innen vorgelesen werden, während Zuhörer*innen sich in einer entspannten Körperposition befinden (vgl. Wikipedia). Solche Fantasiereisen sind auch im Internet zahlreich zu finden und bedienen dabei die Bedürfnisse für Groß und Klein. Bei YouTube gibt es z.B. Fantasiereisen für Kinder, die im Zauberwald spielen, aber auch Geschichten, die speziell für Erwachsene gemacht worden sind. Die Reisen sind oftmals nicht nur auditiver Natur, sondern verfügen auch über eine passende visuelle Untermalung. Für alle ist etwas dabei. Eine Fantasiereise, die sich bei uns besonders eignet, ist die Fantasiereise zur Aktivierung von Kreativität von Mina Joakim. In unseren Angeboten möchten wir unsere Teilnehmenden nicht nur fortbilden, sondern mit kreativen Methoden dazu anregen, z.B. neue interdisziplinäre Projekt- und Angebotsideen zu gestalten. Sich kurz in ganz anderen Welten zu bewegen, sich zu entspannen und auf die eigenen Sinneseindrücke und das Bauchgefühl zu hören, kann bei solchen Prozessen vorteilhaft sein. Fantasiereisen binden wir daher gerne in Pausen ein oder geben sie den Teilnehmenden in Folien mit, um sich auch nachträglich darauf einzulassen.
Taucht in kreative Welten ein und schöpft neue Ideen!
Eine Zukunftsmail an sich selbst schreiben
Die meisten von uns kennen es: man ist ständig gestresst und der Kalender wird immer voller. Oftmals sitzt man in Fortbildungen, auf die man sich sehr gefreut hat, kann sie aber gar nicht richtig genießen, weil man weiß, wie viele ToDos auf einen warten. Neben Entspannungstools geben wir unseren Teilnehmenden auch gerne welche an die Hand, die dazu anregen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Eines solcher Tools ist die Zukunftsmail, die es von verschiedenen Anbietern wie z.B. Flowcity oder FutureMe gibt. Das Prinzip dabei ist einfach: man schickt eine Email an das zukünftige Ich, indem man das Datum auswählt und das Tool die Email verschickt. Solche Tools werden gerne zum Realitätscheck verwendet oder als Möglichkeit, das zukünftige Ich zu empowern. Wir verwenden dieses Tool auch gerne zur Reflexion: was habe ich als Teilnehmer*in in einer Fortbildung gelernt? Habe ich etwas gelernt, was mir jetzt total unter den Nägeln brennt? Habe ich das, was mich so inspiriert hat, auch in die Praxis umgesetzt? Eine solche Email zu bekommen kann sehr schön und empowernd sein, daher bauen wir solche Tools entsprechend gerne in unseren Präsentationsfolien ein.
Was habt ihr eurem Zukunfts-Ich zu sagen?
Quellen
- Chang-Gusko, Y.-S., Heße-Husain, J., Cassens, M., & Meßtorff, C. (2019). Achtsamkeit in Arbeitswelten – Für eine Kultur des Bewusstseins in Unternehmen und Organisationen. Gabler Verlag.
- Dopfer, M. (2019). Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisationen. Wiesbaden: Springer Gabler.
- Khoury, B., Sharma, M., Rush, S. E., & Fournier, C. (2015). Mindfulness-based stress reduction for healthy individuals: A meta-analysis. Journal of psychosomatic research, 78(6), S. 519-528.
- Pfannstiel, M. A., Holl, F., & Swoboda, W. J. (2020). mHealth-Anwendungen für chronisch Kranke – Trends, Entwicklungen, Technologien. Wiesbaden: Springer Gabler.
- Planet Wissen: Achtsamkeit https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/achtsamkeit/index.html
- Planet Wissen: Achtsamkeit aus medizinischer Sicht: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/achtsamkeit/pwieachtsamkeitindermedizin100.html
- Bildquelle Teaserbild: Annie Spratt auf Unsplash
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